Die Umweltzone: Ein wirksames Mittel zur Schadstoffreduzierung?
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Bereits über 50 Umweltzonen gibt es in Deutschland, weitere sind in Planung. Dabei haben bisher nur drei Zonen auch die grüne Stufe erreicht: In Berlin, Leipzig und Hannover ist das Einfahren ausschließlich mit grüner Umweltplakette erlaubt. Die Messergebnisse sind allerdings ernüchternd – in manchen Regionen ist die Feinstaubbelastung im Jahresschnitt sogar gestiegen. Hält die Einführung der Feinstaubplakette, was der Luftreinhalteplan verspricht?
Beispiel Berlin: Was bringt die Umweltplakette?

Berlin gehörte zu den ersten Städten mit ausgewiesener Umweltzone. Das Verkehrsverbot für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß in Berlin trat 2008 und 2010 in zwei Stufen in Kraft. Seit dem 01.01.2010 ist die Einfahrt in die Zone mit einer Fläche von 88 km² nur noch Fahrzeugen mit einer grünen Umweltplakette erlaubt. Die Auswirkung auf die Luftqualität war leider mäßig: Die Belastung an Stickstoffoxid sank durch die Einführung um etwa 5 Prozent. Modellrechnungen wiesen nach, dass ohne den positiven Einfluss der Umweltzone die Feinstaubbelastung im Jahresmittel um circa 7 Prozent höher gewesen wäre. Allerdings gibt es auch Erfolge zu vermelden: Die Zusatzbelastung durch extrem toxische und entsprechend gesundheitsschädliche Rußpartikel an den Straßen sank um beeindruckende 50 Prozent. Experten und Umweltschützer haben sich von der Umstellung dennoch mehr erhofft. Doch wie lässt sich der Erfolg einer Zone für emissionsarme Fahrzeuge überhaupt definieren?
Welche Kriterien messen den Erfolg?
Bisher gibt es keine allgemein akzeptierte Bewertungsmethode für den Erfolg oder Misserfolg von Umweltzonen. Wer jedoch als Maßstab lediglich die Konzentration von Stickstoffoxid und Feinstaub in der Luft heranzieht, der greift zu kurz: Es gibt einige umwelthygienische und technische Größen, die bei der Bewertung der Wirksamkeit von Umweltzonen miteinbezogen werden sollten. Diese sind unter anderem:
- Verkehrsverlagerungen und Veränderungen der Verkehrsströme
- verkehrliche und emissionsseitige Auswirkungen auf Nachbarregionen
- Nachrüstungen und Umbauten der fahrenden Flotten
- Erneuerungen des Flottenbestands
- Langzeitentwicklungen lufthygienischer Parameter
- differenzierte Bestimmung der Emissions-/Belastungsherkunft
Erfreuliche Entwicklung: Viele rüsten um
Erfolgsbestandteile der Einführung der Feinstaubplakette sind eben nicht nur die aktuell gemessenen Parameter der Luftqualität. Aus einer Erhebung in Berlin lässt sich herleiten, dass die dortige Praxis der frühzeitigen Ankündigung und konsequenten Umsetzung zu einer Nachrüstung von rund 55.500 Dieselpartikelminderungssystemen geführt hat (Rautenberg-Wullf 2011). Davon waren circa 14.200 Fahrzeuge aus dem Nutzfahrzeugsegment. Diese Form der Modernisierung und Nachrüstung emissionsstarker Fahrzeuge verbessert nicht nur die Luftqualität in den Umweltzonen, sondern hat auch umfassende positive Effekte auf die Umwelt.
Kein Allheilmittel zur Schadstoffreduzierung
Umweltzonen sind durchaus ein probates Mittel, um die negativen Auswirkungen eines erhöhten Verkehrsaufkommens durch Änderungen der Flottenzusammensetzung zu kompensieren. Letztendlich kann niemand sagen, wie sehr sich die Luftqualität ohne die Einführung der Umweltzonen weiter verschlechtert hätte. Dazu kommt, dass der Straßenverkehr nicht der alleinige Verursacher einer Luftbelastung durch Feinstaub oder Stickoxid ist. Schätzungsweise sind nur circa 40 Prozent der gemessenen Schadstoffe durch den fahrenden Verkehr bedingt. Der Rest gelangt durch die Industrie oder private Heizungsanlagen in die Luft.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist auch das Wetter: Gerade in den Monaten Februar, März und November bilden sich aufgrund austauscharmer Hochdrucklagen wahre Dunstglocken über den Ballungszentren. Sie verursachen eine Feinstaubkonzentration in der Luft, die die vor der Einführung der Feinstaubplakette erhobene Messwerte oft noch übertreffen.

Quellen:
- A. Rauterberg-Wulff u. M. Lutz (2011): Wirkungsuntersuchungen zur Umweltzone Berlin. Abrufbar unter: http://www.umweltbundesamt.de/umid/archiv/umid0411.pdf (letzter Abruf: 28.01.2013)
- Diskussion in Deutschland – Pro und Kontra (Wikipedia.de)
Bewerte diesen Artikel:
Die blaue Plakette - nutzlos oder sinnvoll? - umwelt-plakette.org
18. September 2014 @ 14:14
[…] und eine gewünschte Reduzierung in den Großstädten bleibt aus. Wie bereits in dem Beitrag Die Umweltzone ein wirksames Mittel zur Schadstoffreduzierung diskutiert sind die Autoabgase nicht ursächlich der Grund für den Stickoxidausstoß. Laut Der […]
Gibt es in Sachsen bald keine Umweltplakette mehr?
30. März 2014 @ 22:16
[…] sollte eher die Sinnhaftigkeit der Umweltplakettenpflicht insgesamt thematisiert werden. Wie schon des Öfteren in diversen Presseartikel veröffentlicht, hat sich die […]
25. März 2014 @ 15:04
Wir werden doch alle für dumm verkauft. Der sogenannte Russpartikelfilder ist kein Filter in dem Sinne, sondern in ihm werden durch chemische Prozesse Feinstaub in Feinststaub umgewandelt. Die momentan eingesetzten Messgeräte erfassen diese nicht. Was ist schädlicher Feinstaub oder Feinststaub? Die Probleme die wir in Deutschland haben bzl.des Feinstaubes sind die Schwerindustrie, die Kohlekraftwerke und unsere beweglichen Lager auf der Autobahn es muss ja alles just in time laufen.Und wer glaubt das der ganze produzierte Dreck vor den Umweltzonen halt macht na ja. Mit einem gewissen Schwund werden wir wohl leben müssen.Mir gefällt das zwar auch alles nicht. Aber wen soll man heute denn noch wählen das sich etwas ändert?
Gruss an alle
Ralf Kücking
27. April 2014 @ 20:43
Dank für die Differenzierung; die toxische Wirkung von Feiznststaub ist viel stärker als
der “nicht-lungengängige” Staub, den z.b. alte Dieselfahrzeuge ausstoßen. Lungengäng bedeutet
soviel wie daß der Staub fein genug ist, um in die Zellen einzudringen. Wie gefährlich das ist werden wir
vermutlich in 15 oder mehr Jahren ( nach Beginn des “Menschenversuches” durch Autoindustrie bzw. den legitimierenden Gesetzgeber) am und durch den eigenen Leib erfahren.
Wen noch wählen? -als eine der Staatsmacht kritische Partei gegenüber stehend: AfD
21. März 2014 @ 10:27
Hallo Ralph, vielen Dank für das Statement. Ich kann dir da nur voll und ganz zustimmen!
20. März 2014 @ 22:47
Guten Tag zusammen,
aus allem, was ich bisher lesen konnte, ergibt sich, dass der Erfolg rein Messtechnisch nicht eindeutig nachweisen konnte und auch in Zukunft nicht lässt. Das liegt zum einen daran, dass der Straßenverkehr nicht der einzige Verursacher von Feinstaub in der Luft ist. Der Einfluss der Witterung scheint erheblich größer zu sein als es die Experten vorhergesehen haben. Die Messmethoden, mit welchen die Wirksamkeit nachgewiesen werden sollen, sind nicht eindeutig festgelegt. Es fehlt anscheinend an Normen und definierten Grenzwerte, mit denen man ein Vorher und Nachher vergleichbar machen kann. Und das in einem Land, wo doch sonst alles durch Normen, Richtlinien, Verordnungen und Gesetzen geregelt ist. Es fehlt zu diesem Thema noch enorm viel Grundlagenforschung, um alle entscheidenden Parameter zu erfassen und auszuwerten. Erst wenn diese in Ihrer Wirkungsweise bekannt sind, ist man in der Lage, eine inhaltlich stimmige Aussage zu treffen bzw. die Wirksamkeit von Umweltzonen zu bewerten bzw. nachzuweisen.
Das Erschreckende daran ist, das mit solch einem unsicheren Wissen Gesetze und Regeln erhoben werden, mit denen den Bürgern in die Tasche gegriffen wird, obwohl die Wirksamkeit der Maßnahme noch gar nicht nachgewiesen ist.
Ich zahle gerne die 5,00 EUR zusätzlich für eine saubere Umwelt. Aber so ein unprofessionelles Vorgehen, was den Bürger auch noch Geld kostet, gehört gesetzlich verboten.
Ich appelliere daher an alle Personen, welche mitverantwortlich für die Einführung bzw. Zulassung solcher Regelungen sind, die Regularien hierfür zu prüfen. Ohne den wissenschaftlichen Beweis dürfen solche Regelungen nicht eingeführt werden. Populismus ist fehl am Platz. Man stelle sich nur vor, bei der Energiewende wird genauso schlampig z. B. nach der “try and error” – Methode vorgegangen. Undenkbar!!??
Viele Grüße an alle.
Ralph Wehlitz