Umweltzonen im Ausland und weitere Fahrverbote

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Das in mehreren Städten erwogene Diesel-Fahrverbot führt hierzulande weiterhin zu hitzigen Diskussionen. Feinstaubplakette, Umweltzonen, grüne Plakette und Emissionswerte sind Schlagwörter, mit denen geschossen wird. Doch wie sieht es im Ausland aus? Welche Debatten rund um Fahrverbote und Beschränkungen haben hier Vorrang? Bei Aufenthalten im europäischen Ausland sollten Sie im Blick haben, wie es bei diesem Thema in unseren Nachbarländern aussieht. Schließlich haben sich auch andere Staaten dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und richten Umweltzonen ein, mit denen sie primär Diesel-Fahrzeuge aus Städten „aussperren“. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wo mit einer verstärkten Durchsetzung entsprechender Maßnahmen zu rechnen ist und wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickeln könnte.

Pariser Klimaabkommen: Welche Länder machen Druck?

Umweltzonen im Ausland auf vielbefahrenen Straßen
Diesel-Fahrverbote und Umweltzonen dienen auch im EU-Ausland der Reduktion von Emissionswerten

Es ist bei Weitem nicht nur Deutschland, das mit regelmäßigen Überschreitungen von Schadstoffgrenzwerten in Großstädten kämpft und nach schnellen Maßnahmen sucht.  Auch in unseren Nachbarländern werden zunehmend Umweltzonen eingerichtet und einige weitere Maßnahmen durchgesetzt. Es gibt bereits in etlichen deutschen Städten ein Dieselfahrverbot, etwa in Berlin, Essen, Hamburg und Stuttgart.

Auch in unseren Nachbarländern werden zunehmend Umweltzonen eingerichtet und einige weitere Maßnahmen durchgesetzt. Eine besondere Dynamik zeigt sich derzeit vor allem in Frankreich und Norwegen, wo Treibhausgase und Umweltschutz scheinbar eine höhere Priorität haben, als bei uns.

Schon heute besteht in der Pariser Innenstadt ein Dieselfahrverbot, während es jedoch in der erweiterten Umweltzone um die Innenstadt noch kaum zur Anwendung kommt. Weitere kreative Lösungsansätze zur Emissionsreduktion sind unter anderem in dem einmal monatlich geltenden autofreien Sonntag in der Pariser Innenstadt zu sehen. Das Land strebt insgesamt eine energischere Durchsetzung der Vorgaben des Pariser Klimaabkommens an, als es (noch) in Deutschland der Fall ist: So möchte Frankreich bis 2040 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr auf seinen Straßen haben, bis 2030 soll Paris frei von Benzinern und Dieselfahrzeugen sein. In einem recht überschaubaren Zeitraum, nämlich bis 2024, sollen Autos mit Dieselmotor komplett aus der Pariser Innenstadt verbannt werden.

Erstaunlich: Indien möchte dieses Ziel schon ab 2030 erreichen und dann nur noch Elektroautos zulassen. Bis dahin gibt es ebenfalls schon drastische Einschnitte: So durften die indischen Autobauer keine Fahrzeuge mehr mit größeren Dieselmotoren verkaufen. Das Verkaufsverbot ist zwar wieder gefallen – doch für Dieselfahrzeuge mit mehr als 2 Litern Hubraum fällt jetzt eine zusätzliche Umweltsteuer an. Noch sportlicher ist Norwegen. Hier sollen bereits ab 2025 sämtliche neu zugelassenen Fahrzeuge emissionsfrei sein. Bis dahin setzen die Norweger auf abschreckende Mautgebühren in den Innenstädten.

Welche Umweltzonen gibt es in Europa?

Autofahrer sollten sich vor Reiseantritt unbedingt über Umweltzonen und sonstige Zufahrtsbeschränkungen informieren, denn die Vorgaben könnten unterschiedlicher nicht ausfallen. Informieren Sie sich vor Fahrtantritt über die aktuellen Regelungen. Empfehlenswert ist hierbei das von der Europäischen Kommission geförderte mehrsprachige Informationsportal zu Fahreinschränkungen in Europa.

Belgien

In Belgien wurde in Brüssel, Antwerpen und Gent eine Umweltzone (Low Emission Zone) eingerichtet. In allen drei Zonen sind Fahrzeuge der Euro-Norm 0 und 1 sowie Diesel der Klassen 2 und 3 nicht erlaubt; in Antwerpen und Gent fallen außerdem Dieselfahrzeuge der Euro-Norm 4 unter das Dieselverbot. Wer die Abgasnorm erfüllt muss sich vor der Einfahrt in die Umweltzone online registrieren. Für Fahrzeuge, die sie nicht erfüllen, kann bis zu achtmal im Jahr eine Tageskarte für 35 Euro erworben werden, um die Umweltzonen befahren zu dürfen.

Bulgarien

In Bulgarien gibt es bislang noch keine Umweltzonen. In Planung ist jedoch eine Umweltzone für die Hauptstadt Sofia, die sich voraussichtlich auf Fahrzeuge der Euro-Normen 0, 1 und 2 erstrecken soll.

Dänemark

Dänemark schützt die Innenstädte von Kopenhagen, Frederiksberg, Aarhus, Aalborg und Odense durch Umweltzonen. Bislang gelten diese allerdings nur für LKW und Busse mit mehr als 3,5 Tonnen, die von einem Dieselmotor der Euro-Klasse 3 oder schlechter angetrieben werden.

Frankreich

In Frankreich benötigen Sie nach momentanem Stand in 28 Städten die französische Umweltplakette Crit’Air. Betroffen sind beispielsweise Paris, Lille, Lyon, Straßburg und Grenoble. Teils gilt die Regelung dauerhaft, teils nur dann, wenn Grenzwerte überschritten sind. Bei Nichtbeachtung wird ein Bußgeld in Höhe von 68 bis 375 Euro fällig.

Griechenland

In Athen wurden Teile des Stadtgebiets zur Umweltzone zu erklärt. Für Urlauber ist das aber kein Problem: Sie betrifft zum einen nur Fahrzeuge mit griechischem Kennzeichen und zum anderen gibt es für Mietwagen eine Ausnahme für die ersten 40 Tage.

Großbritannien

In London gilt die „Ultra Low Emission Zone“ (ULEZ) in der Innenstadt. Sie erstreckt sich auf alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Sie können für 17,50 Pfund ein Tagesticket erwerben. Alle anderen Fahrzeuge müssen sich registrieren. In der „Low Emission Zone“ (LEZ) im Großraum London benötigen dieselbetriebene Wohnmobile ab 2,5 Tonnen sowie Vans und große Transporter ebenfalls ein kostenpflichtiges Tagesticket.

Italien

In Italien existieren unterschiedliche Regelungen. So gibt es in Rom und sehr vielen weiteren bei Touristen beliebten Städten verkehrsbeschränkte Zonen für Pkw – „Zona a Traffico Limitato“ genannt. Die Innenstadt Roms darf grundsätzlich nicht mit privaten Fahrzeugen befahren werden. In Mailand und Bologna wird tagsüber an Werktagen eine City-Maut fällig. Die Höhe der Maut ist in Bologna pauschal, in Mailand hingegen nach Schadstoffausstoß gestaffelt. Venetien und Piemont verfolgen einen ähnlichen Ansatz. Gerade Besitzer von Selbstzündern oder älteren Benzinfahrzeugen sollten wissen, dass es in den Südtiroler Talkesseln von Meran, Bozen, Brixen und Bruneck ebenfalls Umweltzonen gibt. Für Fahrzeuge mit der Diesel-Abgasnorm Euro 3 und schlechter sowie für Benziner der Euroklassen 0 und 1 besteht hier an Werktagen von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 19 Uhr ein Fahrverbot. Ab 2022 wird es sich auch auf Fahrzeuge mit Diesel-Abgasnorm Euro 4 erstrecken.

Malta

Im Stadtgebiet von Valletta wurde zwar eine City-Maut eingeführt. Wenn Sie mit dem eigenen Fahrzeug anreisen, sind Sie davon nicht betroffen, denn sie gilt nur für inländische Fahrzeuge. Nehmen Sie vor Ort einen Mietwagen, müssen Sie allerdings eine zusätzliche Gebühr entrichten.

Niederlande

In den niederländischen Städten Amsterdam, Arnhem, Den Haag und Utrecht sind Dieselfahrzeuge der Euro-Normen 0 bis 3 nicht erlaubt. In einigen weiteren Städten gilt bislang nur ein Fahrverbot für LKW, das aber seit 2020 auch auf Autos ausgeweitet werden darf.

Österreich

In Österreich müssen Autofahrer derzeit keine Einschränkungen erwarten. Zwar wurden bereits 2012 sechs Umweltzonen eingerichtet, diese gelten jedoch nur für Lkw der Klassen N1 bis N3. Wollen sie in die Umweltzonen in Wien, Oberösterreich, Niederösterreich, der Steiermark, Tirol und im Burgenland einfahren, brauchen sie das sogenannte „Umwelt-Pickerl“. Aktuell gibt es noch keine konkreten Pläne für die Erweiterung der Umweltzonen auf Pkw.

Portugal

In Portugal gibt es lediglich eine Umweltzone in Lissabon (ZER Avenida Baixa Chiado). Sie gilt nur von 6.30 bis 0.00 Uhr und schließt Fahrzeuge aus, die unter die Abgasnormen Euro 0 bis 2 fallen. Als Tourist benötigen Sie eine rote Plakette. Ansonsten müssen Sie an bestimmten Parkplätzen parken und mit dem ÖPNV weiterfahren.

Schweden

Die schwedischen Umweltzonen („Miljözon“) wurden in Helsingborg, Malmö, Umeå, Uppsala, Mölndal und Lund eingerichtet. Sie betreffen aber bislang nur Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Für dieselbetriebene Wohnmobile gelten Ausnahmen. In Göteborg und Stockholm müssen alle Fahrzeuge tagsüber an Werktagen eine City-Maut bezahlen.

Schweiz

In der Schweiz gibt es in Genf sowie in weiteren umliegenden Gemeinden temporäre Umweltzonen, die bei einer erhöhten Luftverschmutzung gelten („Circulation différenciée“). Fahrzeuge mit grauer Umweltplakette oder ohne Plakette (Benziner mit Euro-Abgasnorm 0 und 1 sowie Diesel der Normen 0 bis 2) dürfen dann nicht einfahren. Alle anderen Fahrzeuge benötigen eine „Stick’AIR-Plakette“ mindestens in roter Farbe.

Spanien

Im Madrider Stadtzentrum dürfen Dieselfahrzeuge mit Euro-Norm 3 oder schlechter sowie Benziner mit Euro-Norm 2 oder schlechter nicht fahren. Des Weiteren gibt es eine temporäre Umweltzone im Großraum Madrid. In Barcelona herrscht montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr ein vergleichbares Fahrverbot in der „Zona de baixes emissiones“, fast dem gesamten Stadtgebiet.

Tschechien

In Tschechien wurde jüngst die Emissionsplakette „Emisni-Plaketa“ eingeführt, die für alle Kraftfahrzeuge gilt. Bislang gibt es allerdings nur eine Umweltzone in der Hauptstadt Prag. Bis Ende 2022 besteht noch eine Ausnahme für Fahrzeuge der Klasse Euro 3. Ab dem Jahr 2024 ist eine Verschärfung angedacht.

Ungarn

In Ungarn gibt es zwar keine festen Umweltzonen, dafür aber einen Smogalarm. Wenn die Schadstoffkonzentration in der Luft bestimmte Grenzwerte übersteigt, werden in großen Städten temporäre Fahrverbote für Fahrzeuge der Euro-Klassen 0 bis 4 eingerichtet.

Diese Länder haben oder planen keine Umweltzonen

Die europäischen Länder, in denen keine Maßnahmen zur Luftverbesserung eingeführt wurden oder in zukunft geplant sind, listen wir im Folgenden für Sie auf:

  • Estland
  • Finlannd
  • Kroatien
  • Lettland
  • Litauen
  • Luxemburg
  • Polen
  • Rumänien
  • Slowakei
  • Slowenien

Auch deutsche Fahrzeuge im Ausland müssen Umweltzonen beachten

Wer mit dem Auto ins Ausland reist, muss die dortigen Umweltzonen sowie die entsprechenden Vorgaben ebenso einhalten wie die Einheimischen. Konkret bedeutet das: Um eine Umweltzone zu befahren, muss das Fahrzeug die erforderlichen Abgasnormen erreichen und die im jeweiligen Land gültige Umweltplakette tragen.

Um etwa eine dänische Umweltzone befahren zu dürfen, müssen ausländische Autofahrer im Vorfeld ihres Aufenthalts online bei ecosticker.dk die grüne Umweltplakette EcoSticker erwerben. In vielen Ländern besteht die Möglichkeit, die Feinstaubplakette entweder vorab online zu bestellen oder vor Ort zu kaufen, etwa bei Automobilclubs, Zulassungsstellen und technischen Überwachungsvereinen.

Andere Länder sind übrigens bei den Bußgeldern bei Verstößen gegen Umweltzonen nicht so zimperlich wie der deutsche Gesetzgeber. Wer in Dänemark 

ohne EcoSticker-Plakette in eine Umweltzone fährt, muss mit mindestens 2.500 Euro Bußgeld rechnen. In ähnlicher Höhe bewegen sich die Bußgelder für denjenigen, der in Österreich ohne „Umwelt-Pickerl“ in Umweltzonen unterwegs ist.

Diesel-Fahrverbote zum Schutz vor zu hohen Abgaswerten
Sind Diesel-Fahrverbote sinnvoll?

 

 

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